
Stéphane Goël, Mitglied des Lausanner Filmkollektivs «Climage», ist Filmemacher und Produzent. Sein jüngster Film «Citoyen Nobel» feierte an den 55. Solothurner Filmtagen im Januar Weltpremiere, in Anwesenheit seines Protagonisten, dem Schweizer Biochemiker und Nobelpreisträger Jacques Dubochet.
Stéphane Goël ist u.a. auch Autor der Filme «Insulaire» (2018) und «Fragments du paradis» (2015).
Wie geht’s?
Es geht mir gut und schlecht. Es ist beides: Stillstand und Innehalten, ein ewiger Sonntag, ohne Aussichten…
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf deine Arbeit aus?
Die Corona-Krise hat die Kinoauswertung meines Film «Citoyen Nobel» in der Westschweiz abrupt beendet. Sie droht auch den Kino-Start in der deutschsprachigen Schweiz zu behindern. Die Corona-Krise hat zudem auch zum Unterbruch der Dreharbeiten von drei Dokumentarfilmen, die ich aktuell produziere, geführt.
Wie meisterst oder überwindest du die Herausforderungen?
Ich überwinde noch meistere ich sie. Ich lebe damit. So wie ich auch mit Herausforderungen umgehen muss, seit ich diesen Beruf ergriffen habe. Ich stelle mich darauf ein. Ich nutze die Zeit so gut es geht. Etwa um 35 Jahre Climage-Produktionsgeschichte aufzuarbeiten und zu archivieren. Und um zu schreiben. Und um zu träumen. Ich träume vom... Entkommen.
Eröffnen sich in dieser Krise womöglich auch neue Chancen?
Es scheint mir, als würde die Filmbranche näher zusammenrücken und freundschaftlicher miteinander umgehen. Die Corona-Krise - wie alle Krisen - stärkt den Zusammenhalt und fördert die Solidarität. Sie zwingt uns, unsere bisherige Machart in der Filmproduktion und Filmauswertung zu überdenken. Wir testen ein paar neue Sachen (VOD, Online-Festivals, Filmemachen ohne Mittel). Ich bin sicher, dass wir zu einer neuen Lust am Filmemachen, zu einer neuen Dringlichkeit, neuen Notwendigkeit des Filmemachens und auch einer neuen Einfachheit finden werden.
Gibt es einen Film, der dir im Moment besonders viel bedeutet?
Ich schaue Filme, die uns andere Lebensweisen und Realitäten entdecken lassen. Ich habe auch Filme von Richard Linklater und jene von Peter Mettler - vielen Dank, Visions du Réel! - wieder geschaut. Aber ich bin kein grosser Heimkino-Fan. Ich liebe es, Filme im Kinosaal zu erleben. Und es fehlt mir langsam sehr…
Was machst du als Erstes, wenn die Anti-Corona-Massnahmen aufgehoben werden?
Ich hoffe, meinen Film «Citoyen Nobel» wieder in die Schweizer Kinos zu begleiten. Ich werde die unterbrochenen Dreharbeiten wieder aufnehmen, und alle in die Arme schliessen, die ich gern habe (und vielleicht ein paar andere mehr).
