
Ein Spielfilm in einer neuen Form. Das Publikum kann mitspielen. Immerhin ist «Daydream» ein Spielfilm mit starkem Rhythmus. An den Solothurner Filmtagen 1971 kann das Publikum aktiv in die Filmvorführung eingreifen und so ein ganz neues Kinogefühl schaffen.
Während der Film läuft, geht ein jeder, der Lust hat, nach vorne, wo ein Lesetisch mit Mikrofon steht, und liest sein Mitgebrachtes, seine freie Meinung oder einfach aus dem Zürcher Telefonbuch, welches aufliegt, vor. (Sprich das, was Du im Augenblick denkst, in der Sprache, die Du am besten sprichst.) Aufruf an die Filmkonsumenten: «Tut etwas gegen den Kinozwang zur Passivität».
Hausfrauen und Muttis: Bringt eure Haushaltsbücher mit und lest daraus vor.
Schriftsteller: Bringt eure Manuskripte mit und lest daraus vor.
Kaufleute: Bringt eure Werbebriefe mit und lest daraus vor.
Touristen: Bringt eure 8mm Filme mit und führt sie vor.
Guggen: Bringt eure Instrumente mit und blast allen einen.
Cinéasten: Bringt eure Meinungsmacher mit und lest daraus vor.
Gastwirte: Bringt eure Speisekarten mit und lest daraus vor.
Väter: Bringt eure Töchter mit und zeigt ihnen die Welt des Kinos.
Industrielle: Bringt gute Laune mit.
Homosexuelle: Bringt eure Liebesbriefe mit und lest daraus vor.
Passanten: Bringt eure Zeitung mit und lest daraus vor.
Kritiker: Vergesst nicht eure Augen an der Kasse abzugeben.
Filmfan: Mach Dir zwei schöne Stunden und zerstöre «DAS Kino».
DAS KINO ist tot. Der Film lebt.
Einen Film konsumieren ist langweilig, einen Film machen ist
schön.
Mach Dein eigenes Kino