
Musik am Fernsehen spielt sich fast ausschliesslich in Aufzeichnungen in der Ampextechnik ab, die den Ablauf von konzertmässigen Aufführungen, zuweilen auch von Proben, in Realzeit photographisch abbilden, wobei dem Bild naturgemäss eine rein begleitende, illustrative Funktion zukommt. So wie besonders innerlich veranlagte Zuhörer im Konzert die Augen schliessen, um besser sich hineinhorchen zu können, ist man auch bei derlei Sendungen stets versucht, das Bild auf schwarz zu drehen, damit das Bild, um wie Adorno zu reden, nicht mehr stört. – Demgegenüber hat H.J. Pauli, der Leiter der musikalischen Sendungen im III. Fernsehprogramm des Norddeutschen Rundfunks, seit 1965 eine Produktion aufgebaut, die konsequent darauf ausgeht, Musik nicht einfach abzubilden, sonder sichtbar zu machen. – «Musikwettbewerb» ist kein «Musikfilm» und kein Fernsehen. In der Darstellung einer der wichtigsten Institutionen des zeitgenössischen Musiklebens zeigt er dessen zentrales Paradox: während eine eklektische, um nicht zu sagen museale Musikkultur dem «grossen Interpreten» die interpretierende Stellung im Konzertsaal zugewiesen hat, trägt sie zugleich alles zu einer fortschreitenden Nivellierung, Uniformierung und Entpersönlichung der musikalischen Interpretation bei. Was – über die Musik hinaus – gewiss auch einiges über die Gesellschaft aussagt, welche die Freiheit des Einzelnen als ihren höchsten Wert ausgibt.

Filmographie
Schwarze Blumen | 2003
Honeyland. Bilder von Stéphane | 1996
Gutknechts Traum | 1981
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Crew
Regie
June Kovach, Alexander J. Seiler, Rob Gnant
Kamera
Hans Stürm, Rob Gnant, Fritz E. Maeder
Schnitt
June Kovach
Musik
Strawinsky, P. Martin
Cast
Jury und Kandidaten des Interantionalen Musik-Wettbewerbes Genf 1966
Orchestre de la Suisse Romande unter der Leitung von Jean-Marie Auberson